Unter dem Motto „Zukunft der Mobilität“ begrüßte die FDP Augsburg am Dienstagabend den Parlamentarischen Staatssekretär im Bundesministerium für Digitales und Verkehr sowie den Beauftragten der Bundesregierung für den Schienenverkehr, Michael Theurer, zu einem Impulsvortrag mit anschließender Diskussionsrunde. Ralf Neugschwender führte zunächst als Kreisvorsitzender und Direktkandidat der FDP Augsburg-West zur Landtagswahl in den Abend ein, während Karlheinz Faller, der Direktkandidat für Augsburg-Ost, als Moderator die rund 30 anwesenden Gäste durch den Abend führte.

Ohne E-Fuels wird es nicht funktionieren

Auf dem ersten Tagespunkt standen natürlich die E-Fuels, welche im März auf Druck der Freien Demokraten trotz des von der Merkel-Regierung beschlossenen Verbrenner-Aus‘ ausgenommen werden konnten und nach den jüngsten Plänen sogar Steuererleichterungen erhalten sollen. E-Fuels würden laut Theurer trotz des Voranschreitens der E-Mobilität weiterhin gebraucht werden. Von der gesamten Branche seien etliche Arbeitsplätze in Deutschland abhängig, aber auch technische Herausforderungen stünden an.

Um das sanierungsbedürftige Schienennetz zu modernisieren und auszubauen, müsste für die Zeit des Aus- und Umbaus vor allem der Güterverkehr auf die Straße umgeleitet werden. Ohne LKW könne es mit Blick auf die Versorgung der Bevölkerung oder die Lieferung von Maschinen direkt an die Arbeitsplätze nicht funktionieren. Mit E-Fuels könne die Verkehrs-Klimabilanz in ihrer Gesamtheit verbessert werden. Es brauche einen Mix aus unterschiedlichen Technologien, um den Verkehrssektor irgendwann klimaneutral zu bekommen.

Klar ist aber auch, dass sich die FDP anderen Technologien wie der Wasserstofftechnik nicht verschließen dürfe und milliardenschwere Investitionen sich am Ende stets rechnen müssen. Theurer sprach hier unter anderem eine etwaige Wasserstoff-Union innerhalb Europas an.

Deutschlandticket und Fachkräftemangel

Das Deutschlandticket sei laut Michael Theurer ein voller Erfolg. Obwohl Bürger und Bürgerinnen damit durch die gesamte Bundesrepublik fahren können, sei das Ticket überwiegend als Ersatzticket für den Nahverkehr im Einsatz und somit eine erhebliche Entlastung für die Bevölkerung geworden. Es sei die perfekte Alternative zum Auto, bzw. den Umstieg auf Bus und Bahn.

Damit die Attraktivität anhält, müsse allerdings das Schienennetz, welches ebenfalls durch die Vorgängerregierung Jahre lang heruntergewirtschaftet wurde, auf Vordermann gebracht werden. Theurer wies darauf hin, dass es gerade an auslastungsstarken Streckenabschnitten durch die Generalsanierung zu längeren Einschränkungen kommen werde. Während der Güterverkehr umgeleitet und teilweise zurück auf die Straße geführt werden könne, müsse man im Nahverkehr mit Schienenersatzverkehr rechnen – keine erfreuliche Situation für Bahnfahrer.

Ohne den notwendigen Ausbau sei die mit Blick auf die Klimaziele gewünschte Verlagerung auf die Schiene nicht zu realisieren. Mit dem Ausbau der Infrastruktur seien zudem Fahrplananpassungen und neue -konzepte notwendig, um Umsteigezeiten zu verringern. Für die Strecke Augsburg – Ulm wolle man einen 30-Minuten-Takt untersuchen.

Fragen aus dem Publikum

Auf die Frage aus dem Publikum, warum gerade die Bahn mit einem Fachkräftemangel zu kämpfen hätte, entgegnete Theurer, dass während der Coronaphase aufgrund des geringen Fahrgastaufkommens – auch weil man zu dieser Zeit schlichtweg nicht reisen durfte – Stellen abgebaut wurden und jetzt zusätzlich fehlen würden. Eine bloße Gehaltsanpassung, wie sie von linken Parteien gefordert werde, könne das Problem nicht lösen und würde es lediglich verlagern. Der Fachkräftemangel sei überwiegend mit der Migrationsfrage zu klären und damit nicht zwangsläufig dem Verkehrsministerium in Gänze zuzuschreiben. Der demokratische Wandel treffe alle Sektoren.

Über zwei Stunden stand Theurer Rede und Antwort.

Wir danken Michael Theurer für den Besuch und den überaus spannenden Abend!