Weber, Wurm und Wahlversprechen: Reese-Abriss verhindern

Vor der Stichwahl des Augsburger Oberbürgermeisters fordert die FDP die beiden Kandidaten Eva Weber (CSU) und Dirk Wurm (SPD) auf, sich in der Diskussion um die Zukunft der historischen Kasernengebäude auf dem Reese-Areal zu ihren zentralen Wahlversprechen zu bekennen. Durch eine Überarbeitung des aus dem Jahr 2009 stammenden Bebauungsplans ist es nach Auffassung der FDP möglich, mehr Wohnraum als bisher geplant zu schaffen und gleichzeitig die historische Bausubstanz zu erhalten. Um dies zu ermöglichen müssten sich Wurm und Weber für ein Aussetzen der Abrisspläne einsetzen.

So könnte das Zentrum des Reese-Areals nach Vorstellung der Initiative „Augsburgs Erbe bewahren“ aussehen (Idee: Blümel, Foto/Montage: Vodermayer)

„CSU und SPD haben im Wahlkampf damit geworben, dass sie sich für mehr bezahlbaren Wohnraum und lebendige Stadtviertel einsetzen wollen“, erinnert Lars Vollmar, der für die FDP in den Stadtrat gewählt wurde. „Eva Weber und Dirk Wurm würden sich unglaubwürdig machen, wenn sie es zulassen, dass mit dem Abriss noch vor der OB-Stichwahl Tatsachen auf dem Reese-Areal geschaffen würden, damit dort eine weitere gesichtslose Schlafstadt mit zu wenig Wohnungen entstehen kann.“

Die Liberalen halten es gerade in einer stark wachsenden Stadt wie Augsburg für wichtig, dass historische Bauten, die den Charakter eines Viertels prägen, nicht leichtfertig zum Abriss freigegeben, sondern in die Planung einbezogen werden. Außerdem müssten Neubaugebiete über eine ausgewogene Mischung aus Wohnen, Gewerbe und Einkaufsmöglichkeiten verfügen.

„Damit solche lebendigen Viertel entstehen können, hat der Bundesgesetzgeber 2017 die neue Gebietskategorie urbanes Gebiet geschaffen. Der Bebauungsplan für das Reese-Gelände stammt aber aus dem Jahr 2009. Damals gab es diese Kategorie noch gar nicht. Deswegen halten wir es für unausweichlich, dass die Planung für den östlichen Teil des Areals noch einmal überarbeitet wird.“

Eine Aktualisierung der Planung hätte zudem den Vorteil, dass auf derselben Fläche viel mehr Wohnungen entstehen könnten als bisher geplant. Denn für die Kategorie urbanes Gebiet sieht das Bundesrecht viel großzügigere Maße der baulichen Nutzung vor. Im Bebauungsplan von 2009 ist das Reese-Areal als allgemeines Wohngebiet festgesetzt. Hier dürfen auf einem 100 Quadratmeter großen Grundstück nur 120 Quadratmeter Wohnraum geschaffen werden. In einem urbanen Gebiet könnte die Geschossflächenzahl von 1,2 auf 3 hochgesetzt werden. Es wären dann nicht nur 120, sondern 300 Quadratmeter Wohnfläche möglich. „Wir könnten auf dem Reese-Areal durch eine Neufassung des Bebauungsplans also mehr als doppelt so viel Wohnungen ermöglichen.“

Darüber scheint auch Augsburgs Baureferent Gerd Merkle (CSU) nachzudenken, der sich in den Medien vor wenigen Tagen in diese Richtung geäußert hatte. „Wenn Herr Merkle aber über eine Neuplanung nachdenkt, ist nicht einzusehen, warum die Abrissarbeiten schon vorher begonnen werden sollen. Wir haben die Chance, durch eine zeitgemäße Planung beides unter einen Hut zu bringen: mehr Wohnraum zu schaffen und das historische Ensemble aus dem heutigen Abraxas, dem ehemaligen Reesetheater, der Kantine und der Kradhalle als identitätsstiftenden Kern für das neue Viertel erhalten .“


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