„Für Schulschließungen fehlt die wissenschaftliche Grundlage“
Die Augsburger FDP fordert unter Einhaltung von Hygiene- und Schutzkonzepten eine geordnete und zügige Rückkehr der Schulen zum Präsenzunterricht. Die Liberalen verweisen auf eine vom Bundesforschungsministerium veröffentlichte Handlungsempfehlung, wonach Schulen unter Einhaltung von Hygienemaßnahmen auch in Pandemiezeiten geöffnet bleiben können. Aufgabe der Politik in Bund, Land und Stadt Augsburg müsse es jetzt sein, den Weg zum Präsenzunterricht gründlich vorzubereiten. Dabei gelte es an das Infektionsgeschehen gekoppelte und nachvollziehbare Stufenpläne zu nutzen und ein Bündel von Hygienemaßnahmen im Paket umzusetzen.
Alexander Meyer, der für die FDP in Augsburg und Königsbrunn bei der Bundestagswahl antritt, fordert die am Mittwoch tagende Runde der Bundeskanzlerin und der Ministerpräsidenten auf, den Weg für die Wiedereröffnung der Schulen frei zu machen. „Für komplette Schulschließungen fehlt eine wissenschaftliche Grundlage. Wer jetzt noch darüber diskutieren möchte, ob wir den Schulbetrieb in Corona-Zeiten wiederaufnehmen können, der stellt politische Profilierung über die Interessen der Schülerinnen und Schüler. Die Frage muss jetzt lauten, wie schnell wir es organisatorisch hinbekommen, unter Pandemiebedingungen zum Präsenzunterricht zurückzukehren.“
Eine gute Möglichkeit, die für alle Eltern, Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler nachvollziehbar sind, seien Stufenpläne, die an das Infektionsgeschehen gekoppelt sind. Meyer erläutert: „Es geht uns um Chancengerechtigkeit und die psychische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen“. In einer Großstadt wie Augsburg seien die Wohnverhältnisse oftmals beengt und es gebe auch soziale Benachteiligungen, die insbesondere bei den jüngeren Kindern nur in der Schule vor Ort aufgefangen werden können.
Anlass für die Forderung der Liberalen ist eine Handlungsempfehlung des Bundesforschungsministeriums für Schulen. Unter Federführung des Lehrstuhls für Öffentliche Gesundheitspflege an der LMU München haben vier medizinische Fachgesellschaften gemeinsam mit dem Robert-Koch-Institut und Gesundheitsämtern über 40 internationale Studien zu Hygienemaßnahmen an Schulen ausgewertet. Klares Ergebnis: Präsenzunterricht kann auch bei höherem Infektionsgeschehen unter Einhaltung einer Reihe von Hygiene- und Schutzmaßnahmen durchgeführt werden. Die Wissenschaftler schlagen ein Bündel von Maßnahmen – je nach Infektionsgeschehen – vor, die nur in Kombination ihre volle Wirkung entfalten. Bei niedrigem Infektionsgeschehen müsse vor allem garantiert sein, dass es feste Gruppen wie beispielsweise Klassenverbände gibt, die keinen Kontakt zu anderen Gruppen haben.
Deshalb sei es auch besonders wichtig den Blick auf den Schulweg zu richten. In Bussen oder an Haltestellen gelte es besonders darauf zu achten, dass eine Gruppe nicht in Kontakt mit einer anderen kommt. Die Liberalen wollen die Schulen, aber auch Nahverkehrsunternehmen so schnell wie möglich in die Lage versetzen, mit den Planungen zu beginnen. FDP-Stadtrat Lars Vollmar hat über die Fraktion Bürgerliche Mitte eine Anfrage an das Bildungsreferat der Stadt Augsburg gestellt, welche Vorbereitungen für Schulöffnungen bereits laufen.
Vollmar sieht aber auch die Bayerische Staatsregierung in der Pflicht. „Die Stadt Augsburg kann für staatliche Schulen keinen gestaffelten Unterrichtsbeginn anweisen, sondern nur koordinierend tätig werden. Hier muss das Kultusministerium handeln. Wir brauchen auch Nachbesserungen beim bayerischen Förderprogramm für die Erhöhung der Beförderungskapazitäten im Schülerverkehr. In der jetzigen Fassung wären lediglich zusätzliche Fahrten zur FOS/BOS möglich. Bei den anderen Schulen gäbe es weiterhin Gedränge in Bussen und Bahnen.“
Bundestags-Kandidat Meyer weist in diesem Zusammenhang auf den Appell des Landesverbands Bayerischer Omnibusunternehmen (LBO) vom 3. Februar 2021 an alle Schul- und Aufgabenträger hin, mehr Busse in der Schülerbeförderung einzusetzen. Gerade die wirtschaftlich hart getroffenen Reisebusunternehmen könnten hier einen wertvollen Beitrag leisten.
„Damit die Rückkehr zum Präsenzunterricht gelingen kann, muss die Bayerische Staatsregierung jetzt ein an den wissenschaftlichen Leitlinien orientiertes Gesamtpaket vorlegen. Die Bürgerinnen und Bürger erwarten zu Recht mehr als den oberlehrerhaften Satz ‚Für Lockerungen ist es noch zu früh‘. Wir müssen überlegen, was nötig ist und nicht nur, was nicht möglich ist. Die Vorbereitungen für die Rückkehr zum Präsenzunterricht müssen jetzt beginnen.“