„Sichere Schwimmer“ im 50-Meter-Becken statt Freizeitbad

Die Freien Demokraten stellen sich hinter die Forderung von 23 Augsburger Wassersport-Vereinen nach dem Bau eines 50-Meter-Schwimmbeckens. Auch die Sanierung bestehender Schwimmhallen – mit besserer Förderung durch den Freistaat – halten die Liberalen für dringend erforderlich, damit an den Augsburger Schulen Schwimmunterricht stattfinden kann. Den Betrieb eines Familien- und Freizeitbades durch die Stadt lehnt die FDP hingegen als nicht finanzierbaren Luxus ab und bringt hierfür private Investoren ins Spiel.

Der Bau eines 50-Meter-Beckens hat für den Oberbürgermeister-Kandidaten der Augsburger Freien Demokraten, Lars Vollmar, Priorität: „Im Jahr 2023 werden 10.000 Sportlerinnen und Sportler zu Gast beim 33. Landesturnfests bei uns in Augsburg sein. Es wäre eine Blamage für die Stadt, wenn wir dann kein wettkampftaugliches Schwimmbecken zur Verfügung stellen könnten.“

Mit einem Neubau könnte die Stadt laut Vollmar drei Fliegen mit einer Klappe schlagen. „Wir würden professionelle Bedingungen für unsere Schwimmvereine schaffen, wir hätten Ausweichflächen zur Verfügung, wenn die bestehenden Hallenbäder während der Sanierung schließen müssen und es gäbe mittelfristig zusätzliche Wasserflächen für den schulischen Schwimmunterricht.“

Gerade das Schulschwimmen ist den Freien Demokraten besonders wichtig. „Die Zahlen der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft sind erschreckend: 59 Prozent der Kinder können nach der Grundschule nicht richtig schwimmen. Wir wollen, dass möglichst alle Kinder in der Grundschule den Freischwimmer erworben haben und damit als sichere Schwimmer gelten“, so Vollmar. Das damit verbundene Jugendschwimmabzeichen Bronze garantiere, dass Kinder kurze Strecken sicher schwimmen, sich im Wasser orientieren können und wissen, wie sie reagieren müssen, wenn sie ungewollt ins Wasser geraten.

Damit die Augsburger Schulen wieder flächendeckend Schwimmunterricht anbieten können, muss die Stadt große Investitionen schultern. Die teuerste Planungsvariante der Machbarkeitsstudie, die Sportreferent Dirk Wurm heute im Sportausschuss des Stadtrats vorstellt, würde 87 Millionen Euro kosten. Geld, dass die Stadt Augsburg eigentlich nicht hat. „Jetzt rächt sich das Faible von OB Kurt Gribl und seiner CSU für teure Großprojekte. Wir haben zwar bald für 300 Millionen einen Straßenbahntunnel unter dem Hauptbahnhof, der Stand heute ins Nirgendwo führt. Aber gleichzeitig verrotten unsere Hallenbäder.“

In der Verantwortung sehen die Freien Demokraten auch die Bayerische Landesregierung. Vollmar verweist darauf, dass Schwimmen laut Lehrplan in bayerischen Grundschulen ab der 3. Klasse ein verpflichtender Bestandteil des Sportunterrichts ist. „Wenn der Freistaat solche Vorgaben macht, muss er die Kommunen als Sachaufwandsträger auch in die Lage versetzen, ihren Verpflichtungen nachzukommen. Wer bestellt, muss auch zahlen!“

Die bestehenden Förderprogramme helfen Städten wie Augsburg laut Vollmar nur bedingt weiter. Im Rahmen des Finanzausgleichsgesetzes könnte sich die Stadt zwar theoretisch bis zu 90 Prozent der Ausgaben für Baumaßnahmen vom Freistaat bezuschussen lassen. Dafür müsste sie aber nachweisen, dass mindestens 40 Schullklassen, in den höchsten Förderszenarien sogar mindestens 60 Schulklassen, das sanierte Bad regelmäßig nutzen.

„Wenn man bedenkt, dass ein Vormittag 3 Doppelstunden hat, eine Woche also 15 Doppelstunden am Vormittag, dann wird es schon sportlich, 40 oder 60 Schulklassen unterzubringen. Die Hürde ist so hoch, dass in Wirklichkeit kaum eine Kommune in den Genuss der Förderung kommt“, erklärt Vollmar.

Auch das erst im Juli aufgelegte Sonderprogramm Schwimmbadförderung (SPSF) ist nicht der große Wurf, als den ihn die CSU-Landtagsfraktion verkauft. „Die Fraktion hat sich selbst dafür gefeiert, dass sie im Landeshaushalt 120 Millionen Euro für die Sanierung von Schwimmbädern untergebracht hat. Das sind über 6 Jahre 20 Millionen pro Jahr, wobei die Förderung pro Kommune auf 4 Millionen begrenzt. Allein in Augsburg kostet die Sanierung der Hallenbäder 34 Millionen. Das SPSF ist gut gemeint, aber leider nicht mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.“

Für genauso wichtig wie eine auskömmliche Förderung durch den Freistaat halten die Freien Demokraten jedoch auch eine sparsame Haushaltspolitik der Kommunen. Und da setzt der Augsburger Sportreferent Dirk Wurm (SPD) nach Ansicht der Liberalen nicht die richtigen Prioritäten. „Die Idee eines Freizeit- und Familienbads hat durchaus ihren Charme. Nur leider haben wir im städtischen Haushalt dafür keine Mittel übrig. In der derzeitigen Haushaltslage müssen wir uns auf unsere Kernaufgaben konzentrieren. Und dazu gehört, den Schwimmunterricht an Schulen sicher zu stellen. Für den Bau eines Freizeitbads sollte Herr Wurm lieber auf die Suche nach einem privaten Investor gehen.“


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