E-Roller nicht verteufeln

Nach der Sitzung des Umweltausschusses im Augsburger Stadtrat warnen die Freien Demokraten vor einer Verteufelung von E-Rollern. Der FDP-Oberbürgermeister-Kandidat Lars Vollmar empfiehlt mehr Gelassenheit im Umgang mit den neuen Gefährten. Statt auf Verbote setzt er auf intelligente digitale Konzepte, um die E-Roller besser in den Verkehrsmix einzubinden und Probleme mit Wildparkern oder rücksichtslosen Fahrern zu lösen.

Der swa-Car-Sharing-Lieferwagen blockiert den Gehweg. Schuld am Chaos sollen aber E-Roller sein.

„Im Umweltausschuss konnte man den Eindruck gewinnen, dass sich Fußgänger in Augsburg vor wild gewordenen Raser-Rollern in Sicherheit bringen und an jeder Ecke über einen Berg von hingeworfenen E-Rollern klettern müssen“, zeigt sich der Oberbürgermeister-Kandidat der Freien Demokraten, Lars Vollmar, fassungslos. „Wenn ich durch Augsburg gehe sehe ich eher Bürgersteige, die von Paketlieferdiensten zugestellt sind. Aber der Augsburger Stadtrat redet über ein Verbot von E-Rollern!“

Vollmar verweist darauf, dass für das Abstellen von E-Rollern dieselben gesetzlichen Vorschriften gelten wie für Fahrräder – nämlich keine. Die Straßenverkehrsordnung macht dazu schlichtweg keine Angaben. Die Fahrer sind aber verpflichtet, Räder und Roller so abzustellen, dass genügend Platz für Rollstühle, Kinderwagen und Fußgänger bleibt.

Angesichts der relativ niedrigen Anzahl von E-Rollern – der Anbieter Voi bietet im gesamten Augsburger Stadgebiet gerade einmal 100 Fahrzeuge an – wünscht sich Vollmar daher mehr Gelassenheit. „Die E-Roller fallen derzeit einfach auf, weil sie ein neues Phänomen auf unseren Straßen sind. Die auf dem Bürgersteig abgestellten Fahrräder bemerken wir hingegen überhaupt nicht mehr, weil uns der Anblick so vertraut ist.“

Dabei streiten die Freien Demokraten natürlich nicht ab, dass es undisziplinierte Benutzer von E-Rollern gibt. „Ja, es gibt E-Roller, die ohne Rücksicht auf Verluste mit 20 Sachen zwischen Fußgängern Slalom fahren. Aber das gilt für Fahrräder mindestens genau so. Keiner käme deswegen auf die Idee, das Radfahren zu verbieten. Hier müssen wir mit Verkehrskontrollen und Bußgeldern durchgreifen.“

Anders als Fahrzeuge in Privatbesitz können Probleme mit Leih-E-Rollern aber auch mit Mitteln der Digitalisierung angegangen werden. Die Roller werden über eine App gebucht und können jederzeit über das Satelliten-Navigationssystem GPS geortet werden. „Wenn man will lässt sich die App so programmieren, dass die Roller an bestimmten Orten nicht mehr abgestellt werden können. Die Zeituhr läuft dann einfach so lange kostenpflichtig weiter, bis der Nutzer den Roller an einer vorgesehenen Stelle parkt“, erklärt Vollmar.

Auf die gleiche Weise kann auch das Fahren an bestimmten Orten zu bestimmten Zeiten unterbunden werden – zum Beispiel in Fußgängerzonen. Die Freien Demokraten fordern daher die Stadt Augsburg auf, mit dem Betreiber der Leih-Roller in Kontakt zu treten, um entsprechende Anpassungen der Verleih-App zu bewirken.

Eine digitale Lösung wünscht sich die FDP auch, um das ökologische Potenzial der E-Roller zu heben. „Wenn wir Menschen dazu bringen, mit einem Leih-Roller zur nächsten Bus- oder Straßenbahnhaltestelle zu fahren und auf den ÖPNV umzusteigen, anstatt die ganze Strecke mit dem Auto zu fahren, dann ist für die Umwelt viel gewonnen.“

Um das zu erreichen, müssten die E-Roller aber besser mit dem ÖPNV vernetzt werden. „Hier in Augsburg gibt es ab November die Mobilitäts-Flatrate der Stadtwerke. Das ist schonmal ein großartiger Schritt in die richtige Richtung. Aber das Angebot ist erst einmal nur auf Busse, Bahnen, Leifahrräder und -autos der Stadtwerke begrenzt.“

Die Freien Demokraten wünschen sich für Augsburg eine Mobilitäts-App nach dem Vorbild des Berliner Projekts Jelbi. Bei Jelbi können sämtliche Mobilitätsangebote verschiedener Anbieter über eine einzige App gebucht werden. „Das ist für uns die Zukunft. Ich muss nicht mehr über eine App einen Leihroller buchen, dann mit dem Stadtbus fahren und schließlich ein Taxi anrufen, sondern es läuft alles über eine App – von der Buchung bis zur Bezahlung. Das wäre eine echte Alternative zum eigenen Auto.“


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