Augsburger CSU fordert Theater-Maut

satire

Alle in diesem Beitrag erwähnten Politiker sind fast frei erfunden. Ähnlichkeiten mit Zitaten von Politikern, die außerhalb von Augsburg aktiv sind, wären nicht ganz unbeabsichtigt.

Die Augsburger CSU will zur Finanzierung der Sanierungsarbeiten am Theater vermehrt Besucher zur Kasse bitten, die nicht im Stadtgebiet von Augsburg wohnen. Vorbild für die Sonderabgabe auf Eintrittskarten ist die „Ausländer-Maut“ auf deutschen Autobahnen, auf die sich Bundesverkehrsminister Dobrindt mit der Europäischen Kommission geeinigt hat.

„Mit der Theater-Maut vollziehen wir einen echten Systemwechsel weg von der Steuerfinanzierung hin zur zweckgebundenen Nutzerfinanzierung“, so CSU-Fraktionsvorsitzender Bernd Kränzle. Kränzle verweist darauf, dass die Stadt Augsburg erst kürzlich die Hebesätze auf die Grund- und Gewerbesteuer erhöht habe, um städtische Infrastruktureinrichtungen wie das Theater weiterhin bezuschussen zu können. Die städtischen Einrichtungen kämen aber auch den Bewohnern der Umlandgemeinden zugute, die dafür nichts bezahlten. „Wenn es nach uns geht, müssen sich Theaterbesucher, die nicht in Augsburg wohnen, ebenfalls an der Finanzierung beteiligen. Es geht darum, eine Gerechtigkeitslücke zu schließen.“

In die gleiche Kerbe schlägt auch Kränzles Stellvertreter Leo Dietz. „Wenn ich am Ammersee eine Bootsrundfahrt mache oder in Sonthofen ins Hallenbad gehe, muss ich auch mehr bezahlen als die Einheimischen. Wir Augsburger werden abkassiert, aber die Neusäßer und Königsbrunner nutzen in unserem Theater die Sitze ab, können sich aber  in der Pause ein Glas Sekt mehr leisten. Ist das gerecht?“

Um die Maut europarechtskonform auszugestalten, will die CSU die Sonderabgabe zunächst auf sämtliche Eintrittskarten erheben. Bewohner der Stadt Augsburg können sich die Mehrausgaben aber mit der Grundsteuer verrechnen lassen. Dazu wird die 2. Bürgermeisterin Eva Weber eine Theater-Maut-Clearingstelle in dem von ihr geleiteten Finanzreferat einrichten. Die 5 Planstellen hofft sie aus den Mehreinnahmen finanzieren zu können.

Außerdem wird es auch fünf Stufen von Kurzzeit-Eintrittskarten geben. Diese werden nach Körpergröße und Gewicht der Besucher entsprechend der zu erwartenden Abnutzung der Sitze gestaffelt. Eine Karte für den 1. Akt eines Theaterstücks wird zwischen 2,50 Euro und 20 Euro kosten. Wer bis zur Pause bleiben will, muss zwischen 10 Euro und 50 Euro bezahlen.

Den Einwand von FDP-Stadtrat Markus Arnold, dass keine genaue Zahlen darüber vorliegen, wie viele der Theaterbesucher aus Augsburg und wie viele aus Umlandgemeinden kommen, lässt Franktions-Vize Dietz nicht gelten. „Erstens, meckert die FDP eh an allem rum, was wir machen. Und, zweitens, hat unser Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt durchgesetzt, was alle Zweifler, Nörgler und Kritiker nicht für möglich halten wollten: nämlich, dass man wegen lächerlicher 6 Prozent ausländischer Pkws auf deutschen Autobahnen eine Maut einführt. Äh, wie war nochmal die Frage?“

Den Anteil von Nicht-Augsburgern unter den Theater-Besuchern schätzt Finanzreferentin Eva Weber ebenfalls auf mindestens 6 Prozent. Zwar gesteht sie ein, dass sich die zu erwartenden Mehreinnahmen durch die Theater-Maut wegen fehlender Besucherstatistiken nicht genau beziffern lassen. „Man muss doch aber im Foyer des Theaters nur einmal die Ohren aufsperren. Da hört man immer mehr Altbairisch und Dialekte aus den Westlichen Wäldern. Als Augsburger fühlt man sich in seinem eigenen Theater nicht mehr zu Hause.“

Aus diesem Grund hat die Augsburger CSU auf Anraten ihres Generalsekretärs Alexander Scheuer noch folgenden Satz mit in den Antrag aufgenommen: „Wer dauerhaft hier ins Theater gehen will, soll dazu angehalten werden, im Zuschauerraum und im Foyer Augsburgerisch zu sprechen.“

 

Die Zitate, die wir den Kollegen von der CSU in unserer Satire in den Mund gelegt haben, sind so natürlich nie gefallen. Aber fast. Wir haben uns erlaubt, Aussagen von CSU-Landes- und Bundespolitikern zur Autobahn-Maut aufs Augsburger Theater umzumünzen.


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