„Das ist kein Zeitplan, das ist ein Offenbarungseid“

FDP und Pro Augsburg erwarten nach der Kommunalwahl 2026 deutliche Nachbesserungen beim Zeit- und Kostenplan der Realschule im Augsburger Osten. Sollte es der Stadt nicht gelingen, die notwendigen Grundstücke an der Albrecht-Dürer-Straße zu erwerben und die überhöhten Baukosten deutlich zu senken, müsse schnellstmöglich eine Alternative umgesetzt werden. Dass die Verwaltung von Oberbürgermeisterin Eva Weber (CSU) Baukosten vorlegt, die womöglich massiv über dem bayerischen Richtwert liegen, sei angesichts der angespannten Haushaltslage „nicht nachvollziehbar“.

Vergangenen Donnerstag hatte der Stadtrat einen einstimmigen Beschluss für den Standort Albrecht-Dürer-Straße getroffen. Die Fraktion Bürgerliche Mitte hatte mit „Ja“ votiert, damit nach Jahren der Vorprüfung endlich konkrete nächste Schritte gegangen werden können. Laut Beschlussvorlage, die der Stadtrat am vergangenen Donnerstag verabschiedet hat, sind Gesamtkosten von 121 Millionen Euro vorgesehen.

Konkrete Flächen- oder Quadratmeterangaben zum Neubau enthält die Vorlage nicht. Rechnet man jedoch die 18,4 Millionen Euro für die Verkehrserschließung heraus und schätzt auf Basis üblicher Richtwerte die realistische Nutzfläche (NUF) einer sechszügigen Realschule einschließlich Sporthalle auf rund 8.700 Quadratmeter, ergäbe sich ein Quadratmeterpreis von rund 11.700 Euro. Zum Vergleich: Der bayerische Richtwert liegt hierfür bei etwa 6.900 Euro.

„Die Stadt muss dringend ihre Kalkulation offenlegen. In einer Stadt, die kaum ihre bestehenden Schulen sanieren kann, werden offenbar schon riesige Zusatzkosten für bürokratische Prozesse und Vorgaben eingeplant, die am Ende wahrscheinlich nicht einmal den Schülerinnen und Schülern zugutekommen. Das ist nicht ambitioniert – das ist realitätsfern“, kritisiert OB-Kandidatin Iris Steiner.

Auch der Zeitplan sorgt für Kopfschütteln: Von der ersten Planung bis zur geplanten Eröffnung im Jahr 2036 sollen ganze elf Jahre vergehen. „Elf Jahre für Planung und Bau – das ist kein Zeitplan, das ist ein Offenbarungseid“, so Steiner. Schon heute müssten mehr als 600 Schülerinnen und Schüler täglich in den Landkreis Aichach-Friedberg pendeln, weil im Osten Augsburgs keine Realschule existiert. Eine Fertigstellung 2036 helfe weder ihnen noch den nächsten zwei Schülergenerationen.

Baureferent Kercher begründet die Verzögerung mit noch ausstehenden Grundstücksverhandlungen an der Albrecht-Dürer-Straße. Für Steiner ist das unverständlich: „Warum setzen CSU und Grüne nicht gleich auf die Zugspitzstraße, wo die Stadt bereits Eigentümerin ist und sofort mit der Planung beginnen könnte?“

Das Argument, dass in der Albrecht-Dürer-Straße auch gleich Grundstücke erworben werden könnten, die für mögliche zukünftige Erweiterungen des Schulgebäudes gebraucht würden, während solche an der Zugspitzstraße nur auf Zeit gepachtet werden könnten, lässt Steiner nicht gelten. „Dass enbachbarte Grundstückseigentümer heute nicht verkaufen wollen, heißt nicht, dass ihre Erben sich in 20 Jahren genau so verhalten. Wenn sich die CSU heute den Kopf über die Erweiterung einer noch nicht einmal gebauten Schule zerbrechen möchte, dann sollte sie besser auf eine Bauweise drängen, die Erweiterungen nach oben zulässt.“

Nach den Kommunalwahlen müsse deshalb nicht nur über Zeit- und Kostenplan, sondern gegebenenfalls auch über den Standort neu entschieden werden: „Nicht die Verwaltung ist das Problem – sie könnte längst effizienter arbeiten, wenn man sie ließe. Es ist Oberbürgermeisterin Weber, die durch Zögern und fehlende Entscheidungen jede Dynamik bremst. Augsburg braucht endlich Führung, die anpackt statt abwartet. Das geht besser!“


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