Trauer um Guido Westerwelle
Die Freien Demokraten trauern um Guido Westerwelle. Der ehemalige FDP-Bundesvorsitzende und Außenminister verstarb am 18. März 2016 in Köln an den Folgen seiner Leukämiebehandlung. Bayerns FDP-Chef Albert Duin würdigte Westerwelle als eine der prägenden Figuren der deutschen Politik: „Seine Person, seine Politik und sein Charisma waren einer der Gründe für mein politisches Engagement“, schrieb er in einem Nachruf für die Huffington Post.
Nachruf von Albert Duin in der Huffington Post:
Guido Westerwelle ist tot. Er war über zwei Jahrzehnte hinweg eine der prägenden Figuren der deutschen Politik. Zuerst als Generalsekretär, später als Parteivorsitzender und schließlich als Außenminister war er das Gesicht unserer Partei. Es gab in dieser Zeit keinen besseren Rhetoriker als ihn, niemanden der Menschen so mitreißen und Sachverhalte so zuspitzen konnte. Als geistiger Vater der „Wiesbadener Grundsätze“, des FDP-Grundsatzprogramms von 1997, hat er die Reformagenda vorweggenommen, die Gerhard Schröder später mit der Agenda 2010 umsetzen sollte. Er hat den größten Wahlsieg der FDP mit 14,6% zu verantworten, ebenso wie den tiefen Absturz der darauf folgte.
Westerwelles Person, seine Politik und sein Charisma waren einer der Gründe für mein politisches Engagement. Persönlich kennengelernt habe ich ihn erst spät, beim FDP-Bundesparteitag 2011 in Rostock. Es war der Parteitag, an dem er – nicht ganz freiwillig – Platz machte für eine neue Führung. Ich sagte ihm damals, die Neuen müssten erst noch beweisen, dass sie es besser könnten als er. Heute wissen wir, dass sie das nicht konnten.
Der Politiker Westerwelle hat polarisiert. Für Teile der Öffentlichkeit und insbesondere der Medien war er lange ein rotes Tuch. Eine tiefsitzende Abneigung gegen seine als „neoliberal“ betitelten Überzeugungen spielten dabei genauso eine Rolle wie latente Ressentiments gegenüber Homosexuellen. Seine oft forsche, manchmal schrille Art war Wasser auf die Mühlen seiner zahlreichen Kritiker. Ich habe es immer geschätzt, wenn Politiker Klartext sprechen, wenn sie ihre Positionen nicht in Watte packen, wenn sie bereit sind auch mal anzuecken. An Westerwelle konnte man sich reiben.
Wenn jemand viel zu früh aus dem Leben gerissen wird, rückt das die Perspektive gerade und schärft den Blick für das, was wirklich wichtig ist. In einem seiner letzten Interviews antwortete Westerwelle auf die Frage, wie eine so schwere Krankheit einen Menschen verändere: „Sie freuen sich an den kleinen Dingen des Lebens, wundern sich, worüber Sie sich aufgeregt haben, möchten am liebsten jedem Gesunden sagen, nutze dein Leben.“ An einem Tag wie dem heutigen hallen solche Worte nach.
Guido Westerwelle war Zeit seines Lebens ein Kämpfer. Seinen letzten Kampf hat er verloren. Er wird fehlen.