Schwarz-Grün unterschätzt außerschulische Bildung

Während die Schulen während der Corona-Pandemie aus guten Gründen unbedingt offengehalten werden sollen, verschärft die Stadt Augsburg bei außerschulischen Bildungsangeboten die Bedingungen. Präsenzunterricht ist in Erwachsenenbildung, Sprach- und Musikschulen ab dem Wochenende verboten. Die FDP Augsburg kritisiert diese neuen Regelungen der Stadt scharf und fordert ein Nachjustieren.

„Ich beneide Oberbürgermeisterin Weber nicht um die große Herausforderung, die sie mit der Corona-Pandemie zu Beginn ihrer Amtszeit bewältigen muss“, erklärt FDP-Stadtrat Lars Vollmar. Mit Blick auf die nicht niedriger werdenden Infektionszahlen in Augsburg und die hohe Zahl von Patienten auf der Intensivstation des Klinikums steht für den Liberalen außer Frage, dass Maßnahmen zur Eindämmung des Virus erforderlich sind. „Aber die Maßnahmen müssen nachvollziehbar sein, damit sie von den Bürgerinnen und Bürgern verstanden und mitgetragen werden. Ein Stochern im Verbots-Nebel, um im Stil von Ministerpräsident Söder politische Handlungsfähigkeit unter Beweis zu stellen, hilft niemandem!“

Die Liberalen sehen die neuesten, von der Oberbürgermeisterin per Pressekonferenz bekannt gegebenen Einschränkungen im Widerspruch zu dem Ziel der schwarz-grünen Rathauskoalition, die Schulen offen zu halten. „Noch vor 3 Wochen hat Bildungsreferentin Wild (Grüne) betont, dass Schülerinnen und Schüler ,Struktur im Tagesablauf, starke pädagogische Präsenz sowie eine kontinuierliche Chance auf Bildung und auf Lernen haben müssen“, zitiert Vollmar aus einer Pressemitteilung der Stadt. „Wenn jetzt die Musikschulen schließen sollen, frage ich mich, ist musikalische Bildung für Frau Weber und Frau Wild keine Bildung?! War das Klagen über die Einsamkeit alter Menschen ernst gemeint, wenn jetzt die musikalische Seniorenarbeit – für viele alte Menschen ein Höhepunkt in der Woche – mit einem Federstrich verboten wird?!“

Gleichermaßen scheine die Stadt die wichtige Rolle der Erwachsenenbildung zu unterschätzen. „Zum Beispiel bilden Sprachkurse für Menschen, die kaum oder sehr schlecht Deutsch sprechen, eine wichtige Grundlage, um in der Gesellschaft oder im Beruf Fuß fassen zu können.“ Gerade beim Sprachenlernen und bei der Integrationsarbeit sei der direkte Austausch von hoher Bedeutung. Die entsprechenden Prüfungen für Zertifikate ließen sich nur in Präsenz absolvieren. „Hier wirft die Stadt die betroffenen Menschen um Jahre zurück – im schlechtesten Fall sogar für immer. Der Schaden, den Frau Weber und Frau Wild durch das faktische Verbot der Erwachsenenbildung anrichten, ist weitaus größer als der mögliche Nutzen, der vielleicht durch Kontaktreduzierungen erreicht werden kann.“

Vollmar verweist darauf, dass die Erwachsenenbildung ähnlich wie Schulen bisher überhaupt nicht als Treiber des Infektionsgeschehens in Erscheinung getreten sei. „Die Hygiene- und Abstandskonzepte in den Bildungseinrichtungen funktionieren. Deshalb fordere ich die Verantwortlichen der Stadt auf, diese Regelungen noch einmal zu überdenken und praxistauglich zu gestalten.“


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