FDP will Römisches Museum rasch wieder öffnen

An Heiligabend werden viele Menschen die Weihnachtsgeschichte aus dem Lukas-Evangelium hören. Gleich zu Beginn steht der Befehl von Kaiser Augustus, dass sich alle Menschen zu jener Zeit in Steuerlisten einzutragen haben. Eben jener römische Kaiser, nach dem die Stadt Augsburg vor 2000 Jahren ihren Namen erhalten hat.

Für diesen jungen FCA-Fan ist die römische Zirbelnuss nicht irgendein Stein

Das reichhaltige römische Erbe der Stadt wollen die Freien Demokraten möglichst bald wieder in einem eigenen Römischen Museum der Bevölkerung zugänglich machen – womöglich an einem neuen Standort. Den Vorschlag von Finanzreferentin Eva Weber (CSU), auf unabsehbare Zeit auf ein Museum zu verzichten und die Exponate aus der Römerzeit  nur virtuell im Internet zu präsentieren lehnen die Liberalen ab.

„Als ich Frau Webers Begründung gelesen habe, dass die Zeiten vorbei sind, ‚in denen Schulklassen im Museum Steine anschauen‘, musste ich erstmal schlucken“, sagt Lars Vollmar, der Oberbürgermeisterkandidat der Liberalen. Vollmar, selbst studierter Historiker., hält Webers Aussage für einen Schlag ins Gesicht von engagierten Geschichtslehrern, die sich viel Gedanken darüber machten, wie sie Wissen lebhaft vermitteln können.

Vollmar zeigt sich entstetzt über den geschichtsvergessenen Umgang der Finanzreferentin mit dem kulturellen Erbe der Stadt: „Ich kann ja verstehen, dass sich Frau Weber nach der Einsetzung ihres Wahlkampf-Digitalrats möglichst modern geben will. Aber wir reden hier nicht über irgendwelche Steine, sondern über das, was Augsburg von Städten wie München unterscheidet. Von Wilhelm von Humbold gibt es den Ausspruch Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft. Auf Frau Weber übertragen, die ja Oberbürgermeisterin werden will, stellt sich mir die Frage, wie sie unsere Stadt repräsentieren will, wenn sie unser kulturelles Erbe mit Füßen tritt.“

Die Freien Demokraten fordern in ihrem Wahlprogramm, die Exponate des römischen Museums, die seit der Schließung der Dominkanerkirche aus baustatischen Gründen großenteils für die Öffentlichkeit unzugänglich sind, möglichst rasch wieder angemessen und im Original zu präsentieren. Wenn sich die Kosten für die Sanierung der Dominikanerkirche als zu hoch herausstellen, wollen die Liberalen auch einen neuen Standort in Betracht ziehen. „Wir sind der Überzeugung, dass Augsburgs einzigartiges römisches Erbe genau so ein Touristenmagnet sein kann wie das UNESCO-Weltkulturerbe Wasserwirtschaft. Gemeinsam mit der Fugger- und Welser-Erlebniswelt und dem Textilmuseum können wir Besuchern und Einheimischen die ganze Geschichte unserer Stadt nahebringen.“

Den Hinweis der Finanzrefererentin auf die Haushaltslage der Stadt hält Vollmar für vorgeschoben. „Frau Weber hat vor zwei Monaten einen Nachtragshaushalt vorgelegt, in dem sie nicht einmal den Versuch unternommen hat, bei den Ausgaben zu sparen oder die Einnahmen zu erhöhen. Wenn immer nur darauf schielt, die Haushaltslöcher mit Transfers aus dem kommunalen Finanzausgleich zu stopfen, ist natürlich kein Geld für das kulturelle Erbe mehr da.“ Vor diesem Hintergrund sei es unredlich, die notwendigen Schulsanierungen gegen das römische Museum ausspielen.

Die Freien Demokraten haben das Ziel, dass jungen Menschen an Heiligabend künftig bei der Erwähnung des Namens Augustus auch an ihre Heimatstadt denken, weil sie die originalen Exponate bereits während ihrer Schulzeit direkt in einem Museum gesehen und erlebt haben. Ein virtuelles römisches Museum könne die unmittelbare Erfahrung der originalen Quellen nur ergänzen, aber nicht ersetzen.


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